Geschichte

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Von 1895-1933 war das Ständehaus Sitz des Landtages der preußischen Provinz Sachsen. Den Entwurf für das Gebäude fertigte der Geheime Baurat und Mitglied der preußischen Bauakademie Franz Heinrich Schwechten an. Die halleschen Architekten Knoch und Kallmeyer projektierten den Bau. Am 7. September 1892 fand die feierliche Grundsteinlegung statt, bereits am 25. April 1895 konnte erstmals der Provinzialausschuss im neuen Plenarsaal tagen.

Der geschichtliche Hintergrund für das Ständehaus geht zurück bis in das Jahr 1815. Nach dem Sieg der Alliierten Armeen Preußens, Österreichs, Rußlands und Großbritanniens über Napoleon fielen Preußen mit der Unterzeichnung der Schlussakte des Wiener Kongresses am 9.6.1815 große Teile Sachsens, die Rheinprovinzen und Westfalen zu. Die Teile Sachsens, die an Preußen fielen, waren im wesentlichen die nördlichen Teile des Königreiches Sachsen, der Kurkreis um Wittenberg, die ehemaligen Stifte Merseburg und Naumburg/Zeitz, Teilgebiete des Kreises Meißen und Leipzig und andere kleine Territorien. Gemeinsam mit der Altmark, Magdeburg, Halberstadt sowie mit weiteren Teilen Preußens und auch thüringischen Gebieten wurde die Provinz Sachsen gebildet. Sie gliederte sich in drei Regierungsbezirke - Magdeburg, Erfurt und Merseburg. Davon war Merseburg der Größte der drei Regierungsbezirke. Die Provinzialstände tagten zunächst im Schlossgartensalon, danach im Zechschen Palais. Es bestand für die Landtagssitzungen permanente Platznot.

1889 fasste der Provinziallandtag den Beschluss, die Provinzialverwaltung in Merseburg zu belassen. Die Überlegungen, den Sitz nach Magdeburg zu verlegen, wurden damit zerschlagen. Diesen Beschluss honorierte die Stadt, indem sie den Jägerhof und die Leonhardt'sche Brauerei für 95 000 Reichsmark kaufte und das gesamte Gelände der preußischen Provinz per Schenkungsurkunde vom 9.12.1890 überließ. Nun war ein geeigneter Bauplatz für ein neues Tagungs- und Verwaltungsgebäude gegeben. 1891 wurde der Beschluss zum Bau des neuen Ständehauses gefasst. Nach 1933 kamen die Landtagssitzungen zum Erliegen. Am 1.7.1944 wurde die Provinz Sachsen aufgelöst und die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg geschaffen. Mit der Gründung der DDR wurde das Ständehaus zum Haus der Kultur. In den fünfziger und sechziger Jahren waren die verschiedensten Einrichtungen im Haus untergebracht.
Mit der politischen Wende in der DDR brach die Nutzung ab. Die Stadt erwarb am 22.3.1998 durch Übergabe des Hauses durch den damaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reinhard Höppner, das Ständehaus zu einem symbolischen Preis.

Ab 1998 wurde die umfangreiche Sanierung des Ständehauses durchgeführt. Diese Sanierung endete in 2003. Am 3. Oktober des Jahres wurde das Ständehaus wiedereröffnet. In Zukunft wird das Gebäude als Kultur- und Kongresszentrum genutzt und ist der Sitz des Standesamtes und der Schiedsstellen der Stadt Merseburg.