Große Kreuzigungsgruppe vor Roter Wand

Rote Wand

Seit 25 Jahren können Menschen in der romanischen Neumarktkirche St. Thomae Cantuariensis vor ein Bildwerk treten, vor die Bretter eines Viehwaggons, dem Transportmittel zu den Lagern und Fronten des 20. Jahrhunderts. Auf dieser Roten Wand ein Gekreuzigter, als ein Opfer in der Reihe der Getöteten, der Gefolterten, der Vergewaltigten, der Geschundenen, der Geknebelten.

Das Thema des Triptychons ist die Gewalt: Gewalt, die Menschen von Menschen angetan wird – im Namen von Ideen, die zum Wahn, zur Ideologie, zum Machtinstrument verkommen, Gewalt, die Macht erhalten hilft, Gewalt aus blindem Fanatismus, Gewalt aus pervertierter Lust.

Die „Rote Wand“ erinnert vor allem an den Holocaust, an das schlimmste Verbrechen, das im Namen Deutschlands verübt wurde. Aber es meint auch jede andere menschenverachtende, menschenverschlingende, machterhaltende Ideologie. Das Triptychon ist Gleichnis geworden, Mahnung gegen Gewalt.

Mehr kann Bildhauerei nicht, mehr kann Kunst nicht leisten. Aber das ist schon viel. Die Vernunft, die Menschen, dürfen niemals Angst haben und niemals zu Hass und Unrecht schweigen.

Der Merseburger Altstadtverein e.V. lädt alle Interessenten in die Merseburger Neumarktkirche St. Thomae Cantuariensis, Sonntag, den 5. April 2020 um 14 Uhr ein.

Im Anschluss wird in der Sitte-Galerie der Bildhauer Klaus F. Messerschmidt über Idee, Ausführung und Aufstellung des Triptychons sprechen.