Geschichten über Straßen, Gassen, Brücken und Plätze

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Anlässlich des Weltgästeführertages am 17. Februar begrüßten die Merseburger Stadtführer:innen 80 Gäste aus Nah und Fern. Unter dem Motto "Straßen, Gassen, Brücken, Plätze" hörten die Besucher:innen interessante Geschichten an acht ausgewählten Stationen zwischen Bahnhof und Gotthardteich  - und zwar ganz gemütlich und mit voller Begeisterung in eineinhalb Stunden auf einer Strecke von 700 m.

Treffpunkt war der Bahnhofsvorplatz, an dem der Stadthauptmann, das Marktweib, Mönch Thomasius, die Laternenrese, die beiden Braumeister, die Damen der 1950er Jahre und der Neuzeit, Stadtbaurat Zollinger und Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr die interessierten Gäste aufs Herzlichste begrüßten. 

Zum Auftakt der Gästeführung gab es Interessantes über das Bahnhofsgebäude zu hören. Vorgänger des derzeitigen Bahnhofgebäudes war ein hölzernes Gebäude mit Türmchen, gebaut um 1846. Mit dessen Abriss 1938 stand an dieser Stelle bis 1957 kein Gebäude mehr. Der Bahnhofsbetrieb wurde vom damaligen Müllers-Hotel übernommen, welches nördlich des Bahnhofes stand. Das neue Bahnhofsgebäude, das über 3 Mio DM kostete, wurde 1958 eröffnet. Weiter ging es zum Meilenstein, der 2013 - nur wenige Meter vom alten Standort entfernt - im Zuge der Neugestaltung des Busbahnhofes und Busbahnhofsvorplatzes  am Kreuzungsbereich aufgestellt wurde. Einen interessanten Einblick in die Geschichte des Kinos gab es anschließend. Stadtführerin Katja Finger erinnerte an das Kino "Völkerfreundschaft", welches die Kinofreunde auch wegen der Visionsbar gern besuchten - trotz des Extraeintrittsgeldes von 3,50 Mark. Allerdings war wegen Umbaus in der Zeit von 1993 bis 2005 kein Kinoerlebnis möglich. 2005 eröffnete das Domstadtkino seine Pforten und begeistert seither u.a. mit den jährlich stattfindenden DEFA-Filmtagen. Die Besucher:innen hörten auch, dass auf dem Busbahnhofsvorplatz einst ein Einkaufszentrum geplant war. Der Bau wurde glücklicherweise vom Stadtrat abgelehnt, so Katja Finger.

Interessantes konnten die beiden Braumeister Aron Steinki und Thomas Engelhardt über die Geschichte  der Engelhardt-Brauerei erzählen und luden dabei alle Gäste zu einem kleinen Schluck ein. Die Brauerei befand sich am Standort des heutigen Busbahnhofes und wurde bei den zahlreichen Bombenabwürfen im Januar 1945 völlig zerstört. Die Braukeller wurden beim Bau des neuen Busbahnhofes, der im Dezember 2011 feierlich übergeben wurde, entdeckt. Wenige Meter weiter erzählte Ilka Biemann über die Geschichte der Eisenbahnunterführung zur Rainer-Zille-Straße - ehemals Eisenbahnstraße -, die als ein letztes Zeugnis der ursprünglichen, im II. Weltkrieg zerstörten Bahnhofsarchitektur gilt. Am Kreisverkehr hörten die Gäste, dass es in der Nähe einen Zollinger-Bau gab und mit Blick auf die Eisenbahnbrücke am Ende der Teichstraße wurde berichtet, dass es auch früher schon Sensationsgier gab. 1898 ereignete sich hier an der Teichbrücke ein Bahnunfall, der Schaulustige anzog, als eine Lok entgleiste und am Hang hängen blieb. Die neue Eisenbahnbrücke wurde an dieser Stelle 2011-2012 bei fortlaufenden Bahnverkehr errichtet.

Mit Geschichten über das Gasthaus an der Linde und das neun Meter große Lenindenkmal (1971-1991) am Gotthardteich staunte so mancher Gast. Den Merseburgern noch gut in Erinnerung war, dass das Denkmal gleich nach der Wende abgebrochen und nach Groningen transportiert wurde. Mit Schwung ging es dann für manche Besucher:innen über die Kettenbrücke am südlichen Ufer des Gotthardteiches, die es seit 1971 gibt. Ilka Biemann lud herzlich dazu ein und einige Gäste machten mit.

Die Freude über den gelungenen, sehr interessanten Spaziergang an besondere Orte Merseburgs war groß. Das zeigte sich auch an den zahlreichen Münzen und Geldscheinen, die am Ende in der Schürze des Marktweibes landeten. Mit den Spenden wollen die Stadtführer:innen die Anschaffung eines Trinkbrunnens finanzieren.

Allen Besucher:innen gilt dafür ein ganz herzliches Dankeschön. 

Zur nächsten thematischen Stadtführung laden die Stadtführer:innen vom Markt bis zum Petrikloster ein. Stationen sind der Tiefe Keller, die Neumarktkirche, das Schloss, der Schlossgarten und das Petrikloster. Freuen Sie sich auf eine ganz besonderes Erlebnis in unserer Stadt. 

Wann: 09.03.2024, 17:00 Uhr ab Markt