Von den „Merseburger Zaubertafeln“ und dem „ALTAR der EUROPA“

ANTOINETTE finalisiert die vier „Merseburger Zaubertafeln“ und steht damit kurz vor der Vollendung des „ALTAR der EUROPA“

Warum bin ich in Merseburg ?

"Nach einer dreijährigen Reise durch Europa mit Stationen in Leipzig, Görlitz, Prag und Wien habe ich Anfang 2020 nach einem Ort gesucht, an dem ich die 9 bisher fertigen Arbeiten des „ALTAR der EUROPA“ zusammen führen kann und die letzten 4 Teile dieser 5 Meter hohen und 20 Meter breiten Bleistiftzeichnung anfertigen kann. Das Erdgeschoss des Schlossgartensalons wurde dazu aus seinem Dornröschen-Schlaf geholt und für mich zu einem offenen Atelier in dem ich bis Ende Februar 2021 arbeite. Ein verzauberter Ort, der auch etwas Magisches bereithalten sollte. Aber dazu gleich mehr." -ANTOINETTE

Warum „Merseburger Zaubertafeln“?

Im romanischen Kaiserdom zu Merseburg liegt ein besonderes, seit 1000 Jahren wohlbehütetes Buch. Es enthält auf einer Kapitelseite, des christlich-religösen Buches, eine ebenso alte Handschrift. Die Mersebuger Zaubersprüche. Der Texte belegt die Existenz vorchristlichen, magischen Heilwissens und erzählt von weiblichen Gottheiten, den Idisinnen. Wie kam es dazu, das verbotenes Wissen, verbotener Glaube, in ein christliches Buch kam? Die Merseburger Zaubersprüche halten sich nicht an ordentliche Zeilenabstände, sie sind voller Aufregung und in emotionalen Aufruhr wild auf die Seite geschrieben. Die Zeilen reißen regelrecht aus vor Aufregung. War es Angst, die jemanden so aufgeregt machte? Vielleicht war es große Not, die dazu führte, sich der Urgroßmütter vergewissern zu müssen, die so weise und so liebevoll waren, so mächtig. Helft uns aus dieser Not. Seid einfach, damit wir einander verstehen und wir uns nicht verfehlen. Seid klar und bewusst. Seid machtvoll. Idisisch. Liebt. Die Angst ist ein überwindbares Phänomen.

„Sach’s keenm……“ ich sehe meine zarte Urgroßmutter in der Türe in Leipzig stehen: „Sag es keinem…. um gottes Willen, wenn es jemand hört, Sach’s keenm…“ sie hatte mir und meinem Bruder gerade die Warzen von unseren Fingerchen abgesprochen, indem sie mit dem Mond redete, als sei es das normalste von der Welt. Der Mond nahm zu und die Warzen an unseren Fingern verschwanden zusehens. Sie und meine Großmutter lasen aus Karten die Dramen der nächsten Tage heraus und sie wussten immer, was sonst niemand wusste. Sie hatten beide zwei Weltkriege überlebt und unendlich viel Elend, sie hatten nur zwei Bücher im Leben gelesen, aber sie waren klug genug, noch immer davon auszugehen: „Sach’s lieba keenm, wenn jemand erfährt, was wir wissen, müssen wir sterben“.

Die Merseburger Zaubersprüche tragen zwei Begriffe in sich:

Freiheit und Heilung

Daraus leite ich vier aufeinander aufbauende Entwicklungsschritte in den vier Tafeln ab, die eine Transformation beschreiben und die den Menschen Mut geben, sich diesem Prozess zu stellen an dessen Ende die grenzenlose Freude steht.

1. Merseburger Zaubertafel – „Die Freiheit“

Um frei zu werden, muss man erkennen, was unfrei macht. Ein Untertan fühlt sich frei. Ein Wahngläubiger fühlt sich ebenso frei. Um Freiheit zu spüren, muss man sich aufwecken, wach wahrnehmen und erkennen. Man braucht den klaren Wunsch, den wilden Willen, sich zu befreien. Das Schwert aus der „Scheide“ ziehen und die Zeit trennen, in eine Phase vor der „Ent-Scheidung“ und eine danach. Die Freiheit wird nicht sanft herangetragen, es ist der Wille, der Entschluss, die entschlossene Handlung, sich zu befreien. Niemand kann helfen. Die Freiheit wohnt nur in jedem selbst. Es ist die Tat, die befreit. Und diese Tat wird oft beflügelt von Ereignissen. Ereignissen, die niemand vorher sehen konnten. Dem „Schwarzen Schwan“.

2. Merseburger Zaubertafel – „Loslassen“

Der Mensch orientiert sich seit seiner Geburt an Regeln und Geboten. Gewohnheiten zementieren seine ohnehin schon familiär geprägten Urteile, seine Absichten und Pläne. Gewohnheiten sind die Fesseln aber auch das haltgebende Korsett das die Menschen sich anlegen. Sie aufzugeben, erfordert großen Willen und Mut. Es macht Angst. Loslassen fühlt sich an, als verlöre man alle seine Wurzeln, als sterbe man hin in ein Nichts, als gäbe es nirgends Halt. Rauschen durch das All, ohne Heimat, ohne Gewissheit. Und doch gibt es in all dem Stürzen und Fallen kleine aber feste Gewissheiten, die immer wieder behaupten: es ist nur LOSLASSEN, es ist nicht der Tod!

3. Merseburger Zaubertafel – „Heilung“

Heilung beginnt ganz unten, am tiefsten Punkt, in Dunkelheit und Ruhe, wenn das Blut mit dem Herzen redet, wenn das Innere Kind gehalten wird von der großen Macht, die weiß, wo das Licht anfängt und alles hinaufzieht in dieses Licht. Alles ordnet sich ein in die große Struktur des Lebens, die wieder Ordnung findet und Schönheit. Sie webt und strahlt, bis alles den neuen Platz ausfüllt und wieder atmet in den Atem des Größeren. 

4. Merseburger Zaubertafel – „Freude“

Grenzenlose Freude, grenzenlose Freiheit, grenzenloses Erfülltsein, schweben, aufsteigen, festhalten, Ermöglichen, und Lieben erfüllt Alles. Das ist der „Lohn“ für die Ent-Scheidung in die Freiheit zu gehen, die Angst zu zulassen, die uns das Loslassen macht, den schweren und langen Weg der Heilung zu durchleben. Dies ist die Botschaft der „Merseburger Zaubertafeln“ und auch die Botschaft des „ALTARS der EUROPA“:

Wir alle können uns jeden Tag auf den Weg machen und die „Grenzenlose Freude“ wird unser erreichbares Ziel werden.  

Machen Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang durch den Merseburger Schlossgarten einen Zwischenstopp vor den Fenstern des Schlossgartensalons und erhaschen Sie durch die Fenster des Schlossgartensalons Blicke auf den „ALTAR der EUROPA“. Währenddessen können Sie der Audio-Führung des "ALTAR der EUROPA" von ANTOINETTE lauschen.

Hier gelangen Sie zur Audio-Führung des "ALTAR der EUROPA" von ANTOINETTE.

Hier finden Sie einen tollen Beitrag über das Kunstwerk.

Hier finden Sie einen tollen Beitrag aus der MDR Mediathek mit dem artour-Beitrag über ANTOINETTE. 

Nutzen Sie diese Gelegenheit und erleben Sie den "ALTAR der EUROPA" bei einer kostenlosen Führung.